Mieterverein Dortmund - Nr. 65

Mieterforum III/2021 12 ::: Titel eigenen Eingang, der große Garten diente der Selbstversorgung. Heute ist das Ge- bäude das letzte seiner Art. Rundherum entstanden vor allen Dingen nach dem 2. Weltkrieg klassische Geschossbauten. Vor 55 Jahren zog Ilse Hartlage mit ihrem Mann, einem Eisenbahner, hier ein. Ihr Nachbar eine Tür weiter, heißt Ulrich Huwer und wohnt seit seiner Geburt vor über 60 Jahren in diesem Haus. Jetzt haben die MieterInnen allerdings die An- kündigung bekommen, dass ihr Vermieter Vivawest den Abriss des Hauses und des dazugehörigen Garagenhofes plant. „Das Haus und die Wohnungen aus dem Jahr 1896 entsprechen nicht mehr den heuti- gen Wohnanforderungen und hätten nach einer Modernisierung keinen aktuellen Standard erreichen können. Die Grund- risse entsprechen zudem nicht mehr den heutigen Wohnbedürfnissen und sind aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig“, heißt „Das ist schon ein kleines Paradies hier“, sagt Ilse Hartlage, die vor ihrem Haus- eingang sitzt, in den Garten schaut und von den vielen Eichhörnchen und Vögeln schwärmt, die sich hier tummeln. Hinter dem Garten schließen sich direkt die alten Bäume des Westparks an. Wäre da nicht der kontinuierlich laute Straßen- lärm, könnte man glatt vergessen, dass die 81-Jährige mitten in der Dortmunder Innenstadt wohnt. Das Letzte seiner Art Denn das Haus mit diesem malerischen Garten liegt direkt an der Möllerstraße. Gebaut wurde es noch im vorletzten Jahr- hundert für die Beschäftigten der Bahn. Damals zogen sich zahlreiche Gebäude dieser Bauart die Straße entlang. Alle mit ähnlichem, für die damaligen Verhältnisse innovativen, Grundriss: geviertelt. Mieter- Innen wohnten nicht über-, sondern ne- beneinander. Jede Mietpartei hatte einen es seitens des Wohnungsunternehmens. Schon jetzt würde ein Hausviertel nicht mehr vermietet, weil sich die notwendigen Renovierungen nicht mehr lohnen würden. Interessenten gibt es laut Ulrich Huwer allerdings immer wieder. Klar, eine leer- stehende Wohnung am Westpark weckt das Interesse, vor allen Dingen, wenn der Wohnungsmarkt so angespannt ist. Lebenslanges Wohnrecht Geht man ums Haus und durch die Woh- nungen, die sich, wie bei einem Reihen- haus, über drei Geschosse ziehen, merkt man das Alter des Hauses: Die Treppen sind steil, die Fassade ist rissig. Hier wohnt man sicherlich nicht barrierearm. Dafür mit Altbau-Charme und den Geschichten, die dieses Haus in den letzten 120 Jahren erlebt hat. In Eigenarbeit wurde hier vieles hergerichtet, individuell gestaltet und wohnlicher gemacht. Denn daran, dass sie hier noch einmal ausziehen müssten, Das Klinikviertel in Dortmund ist eine gesuchte Wohnlage. Direkt zwischen Kreuz- und Unionviertel und neben dem Westpark gelegen, ist sie ideal für Menschen, die gerne zentral leben und fußläu g Galerien, Kneipen und Supermärkte vor nden wollen. Jetzt plant Vivawest den Abriss eines Wohnhauses von 1896 um Platz für 13 neue Wohneinheiten zu schaffen. Das Problem: die aktuellen Mieter, die seit mehr als 50 Jahren dort leben, möchten bleiben. Drohender Abriss Neubau oder Altes erhalten? Fotos: mik An der Möllerstraße gibt es Altbau-Charme und viel Grün. Doch Vivawest plant den Abriss.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDcxMjk=