Mieterforum III/2025 14 dass perspektivisch ein Abriss geplant sei“, schildern sie. „Man habe uns aber rechtzeitig, mit einigen Jahren Vorlauf, Bescheid geben wollen, wenn es konkretere Pläne gäbe. Als die Kündigung jetzt nach dem Urlaub im Briefkasten lag, war das ein Schock. Wir hatten gehofft, dass unsere Kinder hier noch groß werden können.“ Da der Volkswohl Bund noch in diesem Jahr Reparaturen und Investitionen in neue Fenster vornahm, rechneten beide nicht mit der baldigen Kündigung. Fragwürdige Kündigungen So ging es auch mehreren Bewohner:innen, die schon 40 oder 50 Jahre in ihrer Wohnung in der Chemnitzer Straße leben und davon ausgingen, hier ihren Lebensabend verbringen zu können. Auf einer Mieterversammlung Anfang August war Eine böse Überraschung erlebten die Mieter:innen der Chemnitzer Straße 4–14 in den Sommerferien: Ihr Vermieter, der Volkswohl Bund, kündigte ihnen zum 30. April 2026, will die bestehenden Häuser abreißen und an gleicher Stelle neu bauen. Die Häuser seien in einem so schlechten Zustand, dass eine Modernisierung unwirtschaftlich sei, argumentiert das Versicherungsunternehmen. Und führt als Beweis unter anderem das Fehlen von Glasfaserkabeln, Wärmedämmung und Photovoltaikanlagen an. Hanne Larsen und Philip Vaupel wohnen in der Chemnitzer Straße mit zwei Kindern in einer malerischen 94-m²- Altbauwohnung für gerade einmal 680 € Grundmiete. „Die Hausverwaltung hat uns bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, der Schock immer noch zu spüren. DMB Mieterbund Dortmund und Mieterverein Dortmund informierten gemeinsam die Mieter:innen über ihre Rechte. Beide Vereine haben erhebliche Zweifel, dass die Kündigungen tatsächlich wirksam sind. Denn eine Verwertungskündigung ist nur zulässig, wenn es für Eigentümer:innen wirtschaftlich unzumutbar ist, ein Gebäude weiter zu betreiben. Maßgeblich ist dabei jedoch nicht die Aussicht auf möglichst hohen Gewinn – vielmehr soll das Gesetz davor schützen, mit dem Eigentum Verluste einzufahren. Ein solches Szenario sehen Susanne Neuendorf, Geschäftsführerin des DMB Mieterbund Dortmund, und Markus Roeser, Wohnungspolitischer Sprecher Foto: ts Volkswohl Bund Drohender Abriss „Günstiger, familiengerechter Altbau in der Innenstadt“ – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Dabei gibt es solche Wohnungen noch, beispielsweise in der Chemnitzer Straße. Doch der Volkswohl Bund möchte nun solche Bestände abreißen und verschickt fragwürdige Kündigungen. ::: Titel Diesem und weiteren Häusern in der Chemnitzer Straße droht der Abriss.
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