Mieterverein Dortmund - Nr. 80

Mieterforum II/2025 13 ::: Stadt im Wandel nur Mieter, sondern Miteigentümer“, so Elisabeth Voß. Auch viele Vorstände begünstigten diese Entwicklung, sagte die Genossenschaftsexpertin und schilderte ein Beispiel für den „Endpunkt“ der Genossenschaftsidee: „Ich habe erlebt, wie sich ein Vorstand auf einer Mitgliederversammlung befragen und seinen Hausjuristen antworten ließ.“ Vorstände seien oft gewinnorientierte Betriebswirtschaftler:innen, die die „Wettbewerbsfähigkeit“ betonen. Der Appell der „Genossenschaft von Unten“ lautet deshalb: Aktiv werden, miteinander ins Gespräch kommen und nicht nur die Vertreter:innen und Aufsichtsräte wählen. „Dafür braucht man aber Strukturen, Räume und Leute, die das in die Hand nehmen“, weiß Voß. Auch auf der rechtlichen Ebene müsse einiges passieren – zum Beispiel die Absenkung der hohen Quoren, um Änderungsvorschläge leichter auf die Tagesordnung zu bringen. Eine Kongress-Teilnehmerin beklagte mangelndes Mitspracherecht bei energetischen Sanierungen, die oft zu kurzfristige Ankündigung der Maßnahmen und schlug zur Abhilfe die Einsetzung von „Nachbarschaftsräten“ vor. Angesprochene Knackpunkte waren auch die Begründungen von Erhöhungen der Nutzungsentgelte auf Basis der Mietenspiegel und hohe Eigenkapitalquoten bei großen Genossenschaften. ANWALTSKANZLEI Märkische Straße 46 | 44141 Dortmund | Tel. 0231/5897980 info@anwaeltebuero.de | barrierefreier Zugang Alena Kiekebusch Arbeitsrecht, Miet- und Pachtrecht Verkehrsrecht, Vertragsrecht Hauke Herrmann Fachanwalt für Sozialrecht, ALG I, I I Renten- und Schwerbehindertenrecht Larissa Völker Mietrecht, Vertragsrecht Verkehrsrecht Kaum Interesse? Marko Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG mit 25.000 Mitgliedern und 9.500 Wohnungen, war es vorbehalten, eine „andere Perspektive“ einzubringen. Zwar bekannte sich der Vorstand dazu, ein „großer Verfechter der Demokratie-Stärkung in den Wohnungsbaugenossenschaften“ zu sein, bemängelte aber das geringe Interesse an den Mitbestimmungsangeboten seiner Genossenschaft: „Von den 300 gewählten Vertretern erscheinen meist nur 30 bis 40 Prozent zu den Versammlungen.“ Die Vertreterin einer kleinen Dortmunder Genossenschaft bemängelte, dass sich „Mitglieder, Aufsichtsräte und Vorstände schon lange nicht mehr auf Augenhöhe bewegen“ und erinnerte daran, dass die Mitgliederversammlung das höchste Gre- mium einer Genossenschaft ist. Dass manche Vorstände bisweilen in Gutsherrenart auftreten, berichtete ein Genossenschaftler aus Hamburg: „Ich hatte den Mitgliedern per E-Mail Informationen zu diesem Kongress geschickt. Das wurde vom Vorstand als unzulässige Werbung kritisiert.“ Kaum Gemeinsamkeiten? Manfred Zemter von der Berliner Initiative forderte, man müsse den oftmals auf „Profite“ ausgerichteten Genossenschaften etwas entgegensetzen, denn die „Wohnungsgenossenschaften dürfen keine Ware sein“. Zemter erinnerte im „Internationalen Jahr der Genossenschaften“ an die drei wieder zu belebenden Grundprinzipien der Genossenschaften: Selbstverwaltung, Selbsthilfe und Selbstverantwortung und betonte: „Die Leitung einer Genossenschaft hat sich an den Interessen der Mitglieder zu orientieren.“ Auch deshalb sei es ein Unding, dass der Vorstand meist vom Aufsichtsrat und nicht von den Mitgliedern gewählt werde – was eigentlich die Ausnahme sein sollte. Weitere Infos zum Kongress finden Sie unter www.gvu-dortmund.de. (vos, auch veröffentlicht in MieterJournal 1/25 des Mietervereins zu Hamburg) Flyer des Kongresses mit Hinweisen zum Programm. Grafik: Genossenschaft von Unten

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