Mieterforum III/2024 9 ::: Stadt im Wandel Knapp unter oder deutlich über 600.000? Wenn es um Dortmunds Einwohnerzahl geht, klaffen die offiziellen Angaben auseinander. Während der Zensus 2022 598.255 Dortmunder:innen ermittelte, verweist die Stadtverwaltung auf ihre Melderegister, die deutlich mehr Einwohner:innen ausweisen. Doch woher kommen diese Unterschiede und was bedeuten sie für die Zukunft der Stadt? Unterschiedliche Methoden Die Diskrepanz erklärt sich durch die verschiedenen Erhebungsmethoden. Der Zensus ist eine kleine Volkszählung, die alle zehn Jahre durchgeführt wird und dessen Werte auf Stichproben und Hochrechnungen beruhen. Die Stadt hingegen nutzt tagesaktuelle Daten des Einwohnermeldeamtes. Und diese „geben am Ende dann doch die klarere Auskunft und sind belastbar und solide“, wie Oberbürgermeister Thomas Westphal von unseren Kolleg:innen der Nordstadtblogger zitiert wird. Dass die Zahlen des Einwohnermeldeamtes jedoch auch mit Vorsicht zu genießen sind, weil nicht jeder, der aus Dortmund wegzieht, sich auch beim Amt abmeldet, verschweigt der OB. So oder so: Wachstum Ungeachtet der Differenzen zeigen beide Quellen einen klaren Trend: Dortmund wächst. Der Zensus verzeichnete zwischen 2011 und 2022 einen Zuwachs von knapp 27.000 Menschen oder 4,7 Prozent. Die städtischen Zahlen weisen sogar ein noch stärkeres Wachstum aus. Ein Grund für den Anstieg: die Zuwanderung. Allein Mitte 2022 wurden über 8.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Dortmund registriert. Aber auch die Geburtenzahlen spielen eine Rolle: 2021 verzeichnete die Stadt mit über 6.500 Geburten den höchsten Stand seit Jahren. Weitere Faktoren, die für Zuzüge sorgen: eine große Universität und zahlreiche attraktive Arbeitgeber, die sich in den vergangenen Jahren auf dem Stadtgebiet angesiedelt haben – sei es im Indu-Park, im Technologie-Park oder auf Phoenix-West. Zukunftsprognosen Für viele Dortmunder:innen mag es letztendlich egal sein, ob die Stadt nun 590.000, 605.000 oder 612.000 Einwohner hat. Für die Verantwortlichen in der Verwaltung ist die zukünftige Entwicklung allerdings wichtig. Nur so können rechtzeitig die richtigen Weichen für Wohnungsbau, Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen gestellt werden. Aber weil Zukunftsprognosen von zahlreichen Faktoren abhängig sind, gehen die Meinungen über die langfristige Entwicklung der Stadt weit auseinander. Das Landesamt IT.NRW erwartet für 2040 etwa 587.000 Einwohner:innen. Thomas Westphal gibt sich deutlich optimistischer und rechnete noch im Frühjahr mit 650.000 Dortmunder:innen fürs Jahr 2035. Und die renommierte Bertelsmann Stiftung wiederum sieht in den kommenden Jahren einen Rückgang auf 574.000 Einwohner:innen. Genaue Zahlen, wichtige Planung Unbestritten: Dortmund ist die drittgrößte Stadt in NRW. Eine genaue Einschätzung der zukünftigen Entwicklung ist jedoch schwierig. Dabei wäre dies für eine zukunftsfähige Stadtplanung enorm wichtig. Schließlich müssten für mehr Einwohner:innen auch mehr Wohnungen, Schul- und Kitaplätze geschaffen werden. Die exakte Einwohnerzahl mag umstritten sein, ihre Bedeutung für die Zukunft der Stadt ist es nicht. (mik) Wachstum oder Schrumpfung? Das Rätsel: Dortmunds Einwohnerzahl Wie viele Menschen leben eigentlich in Dortmund? Eine einfache Frage, doch die Antwort darauf sorgt für Verwirrung. Stadtverwaltung, Zensus und Landesamt kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Exakte Einwohnerzahlen sind für die Infrastrukturplanung enorm wichtig. Foto: pixabay
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