Mieterverein Dortmund - Nr. 73

Mieterforum III/2023 9 ::: Wohnungspolitik Immer deutlicher wird, wie sehr das Geschäftsmodell der großen börsennotierten Wohnungsunternehmen vom niedrigen Zins abhängig war. Jetzt, bei steigenden Zinsen und Baukosten, stehen die Vorstände vor einem Scherbenhaufen. Die Immobilienwerte brechen ein. Mieterhöhungen können dies nicht ausgleichen. Die Verschuldungsquote der Konzerne steigt weiter und die Ablösung auslaufender Anleihen und Kredite wird zunehmend teurer. Auch der Verkauf von Wohnungen ist im Moment unattraktiv. Es fehlen zahlungswillige Käufer:innen auf dem Markt. Insbesondere Vonovia prüft daher weiter Joint-Ventures für einzelne Portfolios. Pro und Contra Rückkauf Während in Berlin die Enteignung der größeren Wohnungsunternehmen diskutiert wird (S. 7), wird an anderen Orten ein Rückkauf durch die öffentliche Hand ins Spiel gebracht. Beispielsweise in Baden-Württemberg oder Dresden. Solche Angebote könnten für die Konzerne lukrativ sein. Vor allem wenn Kommunen Wohnungen zu den immer noch sehr hohen Immobilienwerten aus der Bilanz aufkaufen würden. Es gibt auch Bürger: inneninitiativen, die diese Bestrebungen befeuern und mehr (Re-)Kommunalisierungen fordern. Dafür gibt es zahlreiche gute Gründe. Aber es stellt sich auch die Frage, ob man nicht zum Spielball wird, weil die Konzerne genau das wollen. Die Plattform kritischer Immobilien- aktionär:innen begleitet die Geschäftsmodelle seit Jahren skeptisch und hatte bereits mehrfach vor einer solchen Krise gewarnt. In einer Videokonferenz mit vielen Interessierten diskutierte Ver- treter:innen der Plattform, wann ein Rückkauf sinnvoll sein könnte und wie geeignete Strategien für die Zukunft aussehen können. Es wurde deutlich: Eine einfache Lösung für alle gibt es nicht. Entscheidend ist unter anderem, zu welchem Preis die Wohnungen gekauft würden und zu welchen Zinsen dieser Kauf finanziert werden müsste. Hier könnten Bund und Land unterstützen. Weiterhin ist wichtig, wer die Wohnungen übernehmen könnte und welche alternativen Investoren in Frage kämen. Einig war man sich in der skeptischen Haltung, kritische Bestände für viel Geld aufzukaufen.Wichtig sei außerdem ein weiterer Austausch sowie Informationen über die Konzernstrategien. Zukünftig sind jeweils zu den Quartalsberichten der Konzerne weitere Veranstaltungen geplant. Hierbei werden die jeweils wichtigsten Ergebnisse der Berichte vorgestellt und ein Schlaglicht auf einzelne Fragestellungen geworfen. Termine für die nächsten Veranstaltungen und weitergehende Analysen zu den Quartals- und Geschäftsberichten von Vonovia und LEG gibt es unter www.mieteraktionärin.de Krisenmanagement bei Vonovia & Co. Der richtige Zeitpunkt für öffentliche Rückkäufe? Steigende Mieten, sinkender Leerstand und trotzdem steigen die Verluste. Die verrückte Welt bei Vonovia und LEG geht weiter. Im ersten Halbjahr musste allein Vonovia einen Immobilienwert von 6,4 Mrd. Euro abschreiben. Bei der LEG sah es mit 1,3 Mrd. Euro nicht viel besser aus. Schuld sind die hohen Wertverluste der Immobilien in den Bilanzen. Die vermeintlichen Wertsteigerungen des letzten Jahrzehnts dienten als Begründung für immer höhere Dividendenausschüttungen. Bei Vonovia scheint die Zeit der Höhenflüge erst einmal vorbei. Foto: MVDO

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