Mieterverein Dortmund - Nr. 64

Mieterforum II/2021 22 ::: Aktuell Treffpunkte, Duschen in Einrichtungen oder Toiletten in Cafés, Kaufhäusern oder Bürgerbüros. Betteln, Pfandflaschen sam- meln, Straßenzeitungen verkaufen – das klappt nur schwer in einer leeren Stadt. Auch in Dortmund schalteten viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in den Notbetrieb um, verlagerten Hilfen auf die Straße: ein temporäres Hygiene­ zentrum in der Innenstadt, in dem wohnungslose Menschen dreimal in der Woche duschen können, tägliche Lunch- pakete und Versorgungstouren, wo immer möglich die Öffnung von Aufenthalts- orten. Trotzdem: Bundesweit stellte die Wohnungslosenhilfe eine zunehmende Verelendung der Menschen auf der Als das öffentliche Leben im März 2020 heruntergefahren wurde, hat das in Deutschland schätzungsweise 41.000 obdachlose Menschen mehr als ohnehin schon vom Nötigsten abgeschnitten. Kontaktbeschränkungen und Abstands­ regeln zwangen Frühstücksausgaben, Suppenküchen und Beratungsstellen in den Notbetrieb. So fielen nicht nur Orte der Versorgung weg, sondern vor allem Orte, die sonst Aufenthalt bieten, ein offenes Ohr und sozialen Kontakt. Als alle zu Hause bleiben sollten, waren draußen nur noch die, die kein Zuhau- se haben. Und es fiel vieles weg, was Wohnungs- und Obdachlose in norma- len Zeiten über den Tag bringt, seien es Straße fest. Statt ausruhen und Kraft tanken zu können, war der Sommer vor einem Jahr durch Schlangestehen, perma- nente Unsicherheit, wechselnde Regeln und ständiges Draußensein geprägt. Das zeigte sich bei vielen Menschen körperlich und psychisch. Entsprechend groß war die Sorge vor dem Winter, denn schon früh war klar: Die Open-Air-Lösungen, die über den Sommer funktioniert haben, würden bei Schnee, Regen und Temperaturen um den Null- punkt nicht umsetzbar sein. „Es müssen sofort wieder zusätzliche Hotel- und Pen- sionszimmer, Jugendherbergen, eventuell auch leerstehende Ferienwohnungen angemietet werden, um eine Belegung Corona hat Wohnungslose hart getroffen. Seit März 2020 arbeiteten Einrichtungen, Tagesaufenthalte und Initiativen im Notbetrieb. Groß war die Sorge vor dem Winter, der, das war schnell klar, gefährlicher sein würde als andere. Jetzt ist er vorbei. Foto: Sebastian Sellhorst /bodo e.V. Obdachlosigkeit in der Pandemie Ein außergewöhnlicher Winter

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