Mieterverein Dortmund - Nr. 64
Mieterforum II/2021 21 Zuerst gab es Ideen, das Hochhaus wieder fit zu machen und einen Investor zu finden. Der Plan scheiterte. 2006 wurde dann der Abriss beschlossen. Doch wie, wenn ein einziges Haus mehr als 40 Eigen- tümer hat? Die Stadt legte los und kaufte Wohnung um Wohnung zurück. Das zog sich, denn es mussten Eigentümer ermittelt und gefunden und Besitzverhältnisse mit Schuldnern und Gläubigern geklärt werden, erst 2019 war der letzte Kauf abgeschlossen. Ein jahrelanger, aufwän- diger Prozess, der ohne die ungezügelte Spekulation der 1990er-Jahre wohl nicht nötig gewesen wäre. Abschied und Neustart Jetzt ist das letzte Kapitel des Hauses aufgeschlagen: ein Gerüst umhüllt die 18 Etagen, außen und innen wird eifrig der Abriss vorbereitet, Stück für Stück wird das „Horrorhaus“ in den nächsten Monaten abgetragen. Vorher führen BauarbeiterInnen eine Schadstoffsa- nierung durch, weil einige Materialien, die im Haus in den 1960ern verwendet wurden, asbesthaltig sind. Mit 350 bis 400 bar Wasserdruck werden die Wände bearbeitet, um alle Schadstoffe zu beseitigen. Denn der Beton soll recycelt werden, dazu muss er sauber sein. „Wir braucht ungefähr eine Woche, um eine Etage mit sechs Wohnungen zu sanie- ren“, sagt Manfred Vogl vom Abbruch- unternehmen AWR. Alles geschieht unter Vorsicht, es gibt eine Schleuse für das schadstoffhaltige Material und eine für die Mitarbeiter, damit auch sie keine Stoffe nach draußen tragen. „Wir lassen sechs Etagen Abstand zum anderen Trupp, als Sicherheitsabstand“, so Vogl. Ist dieser Vorgang abgeschlossen, wird von oben Stück für Stück abgerissen. Ein Großprojekt, nicht nur handwerklich, sondern auch logistisch. Drei Millionen Euro hat die Stadt aus Städtebau-Fördermitteln von Bund und Land für den Rückkauf und den Abriss erhalten, 600.000 Euro zahlt sie selbst. Darum soll auch die zukünftige Nut- zung eine öffentliche sein. „Wir könnten uns zum Beispiel eine Kita vorstellen“, erklärt Susanne Linnebach, Leiterin der Stadterneuerung. Denn von denen gibt es in der kinderreichen Nordstadt nach wie vor zu wenige. Konkrete Pläne will die Stadt erarbeiten, wenn der Abriss vollendet ist. „Ich denke, dass wir Ende des Jahres mehr wissen“, so Linnebach. Dann startet eine neue Geschichte in der Kielstraße 26. (age) ::: Titel
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